Freitag, 24. April 2009

Völkerzusammenführung

Ein Wochenende USA-extrem!


Eigentlich ist hier ja alles extrem: Das Essensportionen, die Straßen, die Autos, die Shows und man könnte annehmen, dass ich inzwischen daran gewohnt wäre, aber dieses Wochenende hatte nochmal ein paar neue Erfahrungen bereit.

Ziel und Grund des ganzen Ausfluges war das Blue & White Game der Penn State Nittany Lions, einer der traditionsreichsten College-Footballmanschaften in Amerika. Zwar ist es nur ein Trainingsspiel - die eine Hälfte der Mannschaft spielt in blau, die andere in weiß - dennoch war einiges geboten.
Um in den vollen Genuss, der amerikanischen Art solch ein Event zu feiern, zu kommen, mieteten wir uns zu siebt ein RV (Recreational Vehicle oder auch Wohnmobil). So konnten wir ohne Probleme Freitag bis Sonntag in Penn State (so heißt die Stadt) bleiben und vor allem life am Tailgating teilnehmen! Tailgate Parties finden üblicherweise vor großen Veranstaltungen auf den Parkplätzen vor Stadien statt und beinhalten - zumindest laut Wikipedia - oftmals den Konsum von alkoholischen Getränken und gegrilltem Essen. Wir beschränkten uns natürlich auf erst... äh letzteres! :)

Nachdem wir uns auf der Hinfahrt also ordentlich mit verschiedensten Essenssachen beim Wallmart eingedeckt hatten, stellten wir gegen habl zwölf nachts unser Zuhause für drei Tage auf einer nahegelegenen Wiese ab, wo uns schon einige weitere RVs erwarteten. Natürlich wurde jetzt erstmal der Grill angeschmissen, denn nach so einer langen Fahrt mussten wir uns zunächst stärken.


Am Samstagmorgen erwartete uns schon die Sonne und machte sich bereit auf die Höchsttemperatur von 32°C zu steigen. Zum Brunch gabs dann - wie sollte es anders sein - ein kleines BBQ. ;) Ansonsten verbrachten wir den Vormittag mit relaxxen, Football spielen, ein paar amerikanische Spiele ausprobieren und uns mit unsern Nachbarn anzufreunden, bevor dann am spätern Vormittag weitere Interns eintrafen, die aber nicht das ganze Wochenende bleiben wollten.

Gegen halb eins machten wir uns dann gemeinsam auf den Weg zum großen Ereignis, welches im Beaver Stadium. Es fasst sagenhafte 107.282 Zuschauer, was es zum größten Stadium der USA und dem dritt größten der Welt macht! Hier trafen wir auch in der Tat tausende an Menschen an, die alle feierten, tranken, aßen und einfach nur gute Laune hatten. Vor dem Spiel konnte man sich erstmal ein paar Autogramme von den Spielern oder - so man wollte - den Cheerleaderinnen organisieren.

Dann noch kurz die Nationalhymne gespielt - bin ich ja jetzt gewohnt - und es ging los. Leider muss ich sagen, dass mich das Spiel selbst nicht so wirklich vom Hocker gerissen hat. Für meinen Geschmack waren zu wenige Würfe dabei. Es ging vielmehr immer so: aufstellen, kurz rennen, zusammenkrachen, hinschmeißen und von vorne. Aufstellen, rennen, ... Möglicherweise lag es aber auch daran, dass ich vom vorherigen Abend noch etwas müde war und meine Augen ziemlich getränt haben (hab wohl Sonnencreme reinbekommen).
Naja, wie auch immer. Gefeiert wurde trotzdem, denn PennState konnte ja nur gewinnen und nach dem Spiel stürmten wieder alle aufs Spielfeld für Fotosession Nr. 2.

Nachmittags ging es zum Abendessengrillen wieder zurück zum Campingplatz, wo wir weiter mit unseren amerikanischen Nachbarn plauderten und auch zwei Mädels kennenlernten, die in einer Lacrosse Mannschaft spielten. So haben wir uns gleich mal dazugesellt und diese Sportart angetestet. Wer es nicht kennt: bei Lacrosse hat man einen Stecken an dessen Oberseite ein Netz befestigt ist, mit dem man Bälle fängt und wirft. Ähnlich wie beim Feldhockey spielen zwei Mannschaften gegeneinander auf Tore. Coolerweise war am Abend zum Abschluss des Blue & White Wochenendes noch ein Männer-Lacrosse-Spiel.
Dabei sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass es bei Lacrosse (zumindest bei der Männer-Variante, nicht aber bei den Frauen) wirklich erlaubt ist sich mit den Stecken zu schlagen - solange es in Ball nähe passiert!!! Wenn also jmd. mit dem Ball aufs gegnerische Tor zu rennt, dann wird er von allen Seiten verprügelt! :D Echt sehr lustig mit anzuschaun und bestimmt super, um sich abzureagieren.
Dank den beiden Mädels und einem weiteren Ami, der vor uns saß, wurden wir auch gut in den Regeln unterwiesen und ich muss schon sagen, dass mir dieses Spiel deutlich besser gefallen hat, als das Footballmatch. Da war wenigstens Action und Bewegung dabei!

Da das PennState-Team aber haushoch überlegen war, sind wir zur Halbzeit gegangen. Außerdem hatten wir ja noch den ganzen Abend/Nacht vor uns, die wir nutzen wollten, um zu schauen, was in so einer Studentenstadt so los ist. Hier beginnt mein eigentliches Highlight des Wochenendes, denn schon auf dem Weg in die Innenstadt, die ca. 45 Minuten entfernt war und wir planten zu Fuß zurückzulagen, hielt plötzlich ein Pickup-Truck mit einem jungen Typen, der uns fragte, ob er uns nicht mitnehmen solle. Sau cool!!! Ich glaube in Deutschland hätte man da ewig warten können, bevor das jmd. macht.
Praktischerweise arbeitete der Kerl im Hooters. Praktisch nicht deshalb, weil es das Hooters ist, sondern weil sich das Hooters direkt im Stadtzentrum befindet. Von dort aus liefen wir keine 500m bevor wir zwei Leute ansprachen, ob sie nicht wüssten, wo hier die besten Möglichkeiten zum Feiern sind. Diese erklärten uns dann den Weg zur "Fraternity-Road", die so genannt wird, weil sich hier die ganzen Verbindungshäuser befinden.
Wir liefen also in die beschriebene Richtung, wurden aber recht schnell wieder von den beiden eingeholt und prompt gefragt, ob wir nicht einfach mit zu ihnen kommen wollten. Sie hätten ne Party am laufen, ein Fass in der Küche und die Leute würden sie über ein paar Deutsche mit Sicherheit freuen.

Da ließen wir uns natürlich nicht zwei Mal bitten und wurden ein paar Meter später mit entsprechendem Gegröle empfangen: "Eeeeeeeeeey, the Geeeermaaaaaaaaaaans" :))) Ach ja, der Abend war wirklich super. Wir haben uns spitze mit allen unterhalten, Bier-Pong gezockt und einfach Spaß gehabt. Außerdem hat sich auch mal wieder gezeigt wie klein die Welt ist, denn einer arbeitete doch tatsächlich in Malvern (haben uns dann gleich fürs Boathouse am kommenden Mittwoch verabredet). Noch viel krasser war ein anderer, der vor ein paar Jahren Verwandte in Deutschland besucht hat und zwar in genau der Kleinstadt in einer der Interns hier geboren war. Natürlich wollte es der Typ erst nicht glauben, bis Klaus ihm seinen Pass gezeigt hat. Richtig genial!
Später erfuhr ich, dass sie einen Rammstein-Song (eine deutsche Band für alle Unwissenden oder älteren Leser :D) während ihrer Aufnahmerituale spielten und da waren sie echt begeistert, als ich den Text "vorsingen" konnte. :) Genauso lustig war es, als wir ihnen ein paar Sätze auf deutsch beibringen sollten.

Ach ja, sowas beeindruckt mich doch immer wieder. Einfach in eine Stadt zu gehen, wildfremde Leute anzuquatschen und nen super Abend mit ihnen zu verbringen! So muss das sein und so stelle ich mir den interkulturellen Austausch vor!
Irgendwann bin ich dann mit einem Intern, dessen Namen ich hier mal unerwähnt lasse, wieder richtung RV gelaufen, alle anderen waren schon vorher gegangen und überraschenderweise haben wir den Weg auch ziemlich gut gefunden. Bzw. ich habe ihn gut gefunden, Mr. X wollte sich an den unmöglichsten Stellen zum Schlafen hinlegen! :) Ich konnte ihn aber doch immer wieder motivieren, doch noch etwas weiter zu gehen.

Den Sonntag haben wir dann zum Erholen, Grillen - darf auch an diesem Tag nicht fehlen - Relaxxen, lustige Bilder machen und dösen genutzt. Wir hatten aber auch keine Eile heim zu fahren, dafür war des Wetter zu gut und unser Essensvorat noch zu groß.

Alles in allem also ein wirklich gelungenes Wochenende, mit vielen Momenten und Erlebnissen, die mir noch lange ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern werden!

P.S.: Gratulation an alle, die meinen bisher längsten Artikel komplett durchgelesen haben! Als Dankeschön bekommt ihr jetzt noch den Link zur Gallerie, in der ihr die Best of Bilder des Wochenendes anschaun könnt.


Foto: gopsusports.com

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