Dienstag, 10. März 2009

Passierschein A38

Als erstes möchte ich euch die Hauptrollen, des folgenden Beitrags kurz vorstellen:
Zunächst wäre da ein armer, kleiner Delegate - gespielt von mir. Dann haben wir ein paar böse Organisationen, die nichts unversucht lassen mich auf jede erdenkliche Weise zu quälen: die "Stadt Erlangen" und die "US Botschaft". Glücklicherweise gibt es aber auch neutrale Elemente, die zumindest von Zeit zu Zeit dem hilflosen Delegate unter die Arme greifen: die "IDC" und "CDS".
Hinzukommen Nebenrollen wie das SGP-Aufsichtskomitee oder die SGP-Hilfsorganisation - als Vertreter wären hier z.B. Holger oder Carolin zu nennen.

So ... und nun lauschet der Geschichte, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann, bzw. die Behörden dieser Welt!

Ende Dezember legte ich mich also fest, dass mich meine dritte Station nach Malvern in die USA führen sollte. Sogleich begann ich auch - obwohl noch genügend Zeit bis zum Abflug im April vorhanden war - mich schon einmal umzuhören, was für so ein Visum alles an Vorarbeiten nötig wäre. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass einer der kritischen Punkte die Jobbeschreibung war, welche mir mein Chef aus Amerika zukommen lassen muss. Ich wand mich also noch vor den Ferien an ihn, bat um eine kurze Bestätigung, dass er mich auch wirklich will, und darum, sich schonmal Gedanken zu machen, was ich so machen könnte.
Anfang Januar - erholt nach zweieinhalb Wochen Urlaub - hatte ich diese Mail auch schon im Posteingang und leitete sie an die IDC weiter (eine Siemens-Abteilung, die sich um alle Delegationen innerhalb von Siemens kümmert). Nach ein paar weiteren Detailinfos und nur zwei Wochen kam am 29.01. die erste offizielle Mail. In ihr ein Dokument angehängt, welches sowohl von meinem Chef, also auch von der Personalabteilung in Amerika unterzeichnet und zurückgeschickt werden musste. Klar, dass diese anspruchsvolle Aufgabe gründlicher Untersuchung bedarf und ich so die neun Tage Bearbeitungszeit auch für durchaus gerechtfertigt halte.
Es war jetzt also offiziel. Ich wollte nach Amerika und sie wollten mich in ihrer Abteilung haben. Toll!!! Nächster Schritt: Die Detailausarbeitung des Trainingplans - auch DS-7002 genannt. [Kleine Randbemerkung: Da ich ein J1-Visum - ein Visum zu Trainingszwecken - erhalte, ist dieser Trainingsplan essenziell für die Beantragung eines Visums]. Um den Vorgang zu beschleunigen - immerhin waren es nur noch eineinhalb Monate - und um meinem zukünftigen Chef etwas Arbeit abzunehmen, füllte ich die persönlichen Daten so gut ich konnte aus und bat um rasche Bearbeitung. Ca. eine Woche später kam dann die "Gegenbitte", den Trainingsplan selbst auszufüllen und als Vorschlag nach Malvern zu schicken. Einerseits ist es natürlich toll, da ich mir hätte raussuchen können, was ich denn drüben arbeite, andererseits ist es etwas schwierig, zu sagen was man macht, wenn man keine Ahnung davon hat. Wie dem auch sei, nach weiteren Telefonaten und Hin-und-Her-Gemailerei (schönes Wort :D), war der Trainingplan am 24.02. tatsächlich komplett.
In der Zwischenzeit kam dann auch die Einladungsmail von der IDC mit weiteren Anweisungen, welche Dokumente wann, wo, in wie viel Ausführungen und mit der genauen Duftmarke zum einparfümieren des Papiers notwendig seien. Während ich also auf den Trainingsplan wartete füllte ich schonmal ein paar Unterlagen aus, die ich für die Botschaft benötigte (DS-156, DS-157, DS-158), ließ mein Diplomszeugnis übersetzen, machte neue Passbilder, besorgte mir eine Meldebescheinigung, usw. und verrechnete mich bei dem ganzen Wirwarr dummerweise bei dem Ablaufdatum meines Reisepasses.

Hier mal ein kleines Intermezzo zur Entspannung. Ungefähr so, kam ich mir durchaus zeitweise vor (hier sollte auch klar werden, warum der Beitrag so heißt wie er heißt):


Fragt nicht warum, aber mein Reisepass muss mindestens sechs Monate - nach Ende der Delegation - gültig sein. Tja, das wäre dann Ende Mai. Blöderweise läuft mein Pass aber schon am 19. Mai ab! Glücklicherweise wies mich eine dieser ganzen Behörden-Damen darauf hin und so machte ich mich auf den Weg zur Stadt Erlangen. Passbilder hatte ich ja, meinen alten Reisepass auch, was brauche ich mehr - dachte ich, naiv wie ich bin. Auf dem Amt gabs dann erstmal Probleme mit meinem Foto, weil es fast zu klein war, der Computer hats dann aber doch genommen. Erstaunt war ich dann aber doch, als ich meine Geburtsurkunde vorzeigen musste. OK, aus welchem hirnrissigem Grund, muss ich bitte - wenn ich einen gültigen Pass bei mir habe und tausend andere Ausweise mit Lichtbild und meinem Namen drauf - einen Wisch vorzeigen, den jeder Drittklässler fälschen könnte??? Immerhin konnte ich die nette Dame überzeugen, dass wir alles soweit fertig machen, meine Mum die Urkunde einscannt und nach Erlangen schickt. Einigermaßen beruhigt, dass mein Pass am Montag da sein würde (Dank sei der nur 91€ teuren Express-Bestellung), fuhr ich am Freitag auf ein Seminar. Doch natürlich war der Spaß nicht zu Ende, denn - wie sich plötzlich und aus heiterem Himmer heraus stellte - mein Gesicht zeigte eine unerlaubte Gefühlregung. Ja, ich lachte. Tztztz, so geht das natürlich nicht. Tja, wieder zwei Tage verschwendet, da ich natürlich erst am Montag ein anderes Bild hinbringen konnte. Um am Montag aber nicht nur wegen des Bildes zur Stadt zu fahren, wollte ich mir gleich noch einen internationalen Führerschein machen lassen. Aber warum einfach, wenns auch kompliziert geht. Logischerweise bekam ich ihn nämlich nicht, da ich die ach so wichtige "Karteikartenabschrift" nicht beantragt hatte, welche aber unabdingbar ist, da mein Führerschein in Ansbach und nicht in Erlangen erstellt wurde. Ach ja, es wird eben nie langweilig hier in Deutschland.
Am Mittwoch den 4. März war dann aber auch dieser Schritt erledigt. Mein neuer, biometrischer(!) Reisepass war da (zumindest der Name Express hat sein Wort gehalten), die Karteikartenabschrift aus Ansbach lag vor und ich konnte beide Sachen mitnehmen. Also, gleich einen Scan nach Amerika geschickt, damit endlich die CDS ihre Arbeit aufnehmen kann. Die CDS ist quasi mein Visa-Sponsor und die Organisation die sicherstellt, dass rechtlich in Amerika alles geregelt ist. Dass ich z.B. auch wirklich wieder verschwinde, nachdem die acht Monate um sind. Nach ein paar allgemeinen Daten bekam ich dann Freitagabend (06.02.) die Login-Daten für die CDS-Bewerbung wo ich auch (wieder mal) diverse Dinge hochladen musste (Lebenslauf, Trainigsplan, Arbeitsbescheinigung, Versicherungsbescheinigung, Diplom, Reisepass, Foto). Die wurden dann geprüft und nachdem ich etwas Druck gemacht hatte, bekam ich sogar direkt am Montag, also gestern, einen Termin für ein weiteres Interview: "Warum wollen Sie ausgerechnet nach Amerika?", "Was machen Sie danach", "Was erhoffen Sie sich von der Traineezeit?", usw. Also immer schön brav sagen wie toll Amerika ist (was ich im Übrigen wirklich finde!), dass es der einzig wahre Ort auf Erden ist und dass man aber nach acht Monaten auf jeden Fall wieder freiwillig verschwindet. :)

Tja, soweit der aktuelle Stand, den ich hier nochmal kurz zusammenfassen möchte:
für Stelle entschieden -> Kontakt mit Chef aufgenommen -> Unterschriften von neuem Chef und Personalabteilung angefordert -> nachgehakt -> bei IDC angemeldet -> detailierte Job Beschreibung angefordert -> nachgebort -> selbst ausgefüllt -> unterschreiben lassen -> ausgebessert -> Endfassung erhalten -> weitergeleitet -> Unterlagen besorgt -> Dokumente ausgefüllt -> noch mehr Dokumente ausgefüllt -> Reisepass beantragt -> bei CDS angemeldet -> weitere Sachen ausgefüllt -> and on it goes ...

Was nun noch kommt ist hoffentlich überschaubar: Heute oder morgen sollte mein DS-2019 von CDS losgeschickt werden, was dann hoffentlich bis Anfang nächster Woche ankommt. Parallel dazu bekomme ich ein paar Infos mit deren Hilfe ich dann die Form I-901 ausfüllen und die SEVIS Gebühr überweisen kann. Dann sollte meinem I-94 nichts mehr im Wege stehen.

So, der Beitrag ist jetzt schon lange genug und mit noch mehr Details will ich euch wirklich nicht langweilen. Mal sehen, evtl. gibts ja von der Botschaft noch ein paar lustige Dinge zu berichten...


Zum Abschluss habe ich mal noch einen Liedtext von Reinhard Mey rausgesucht. Möglicherweise kennt ihn der ein oder andere schon, aber während der letzten Monate musste ich immer wieder daran denken: Reinhard Mey - Einen Antrag auf Erteilung eines Antragformulars ...
Wer im übrigen nach Fanseiten oder sonstigem Material dieses Künstlers sucht, wird es schwer haben, da dieser leider - entgegen seiner Lieder - nicht wirklich so volksnah, ehrlich und freundlich zu sein scheint! (Quelle)


Foto (Reisepass): Wikipedia

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Meine Fresse, Bene, noch nicht mal wech und schon bloggen wie ein Weltmeister. Weiter so.

Bene hat gesagt…

I'll do my very best! :D

Anonym hat gesagt…

Was mir speziell zu dem Passfoto einfällt: http://www.imdb.com/media/rm1089178368/tt0106856
Der Blog-Eintrag passt aber auch relativ gut...

Bene hat gesagt…

Hehe - "A tale about urban reality" - mal sehen, evtl. ists ja irgendwann soweit ... mein Auge zuckt auf jeden Fall schon! :)